Kundenwerbung statt Entschädigung

Jeder wird wohl mitbekommen haben, dass im Monat September/Oktober bei der S-Bahn Berlin so einige Kleinigkeiten schief gelaufen sind, dass es zu wenigen, kaum merkbaren Beeinflussungen für die Fahrgäste gekommen ist⸮ (<- für alle, die am Ende dieses Satzes ein Kasten o.ä. sehen: Nein, das soll ein Ironiezeichen sein.)

Die S-Bahn hat natürlich ein Entschädigungsprogramm auserkoren. Da dieses allerdings nur für Abo-Kunden im Dezember gilt – bemerkenswert: auch Neukunden, die im Chaos-Monat gar nicht betroffen waren – kam es zu Kritik. Daraufhin gibt es nun ein weiteres Entschädigungspaket. Dieses Paket soll auch andere Kunden im Dezember entschädigen.

Kommen wir mal kurz zu meiner Person: Ich habe eine gleitende Monatskarte vom 12. Oktober bis 11 September bei der S-Bahn für stolze 72€ erworben, da ich in diesem Zeitraum Praktikum beim Berliner Sozialgericht ableiste. In diesem Monat fahr ich öfter von Ahrensfelde Richtung Hauptbahnhof… mit der S-Bahn. Bis letzter Woche bedeutete es, ich musste in Ostbahnhof umsteigen in einen Regionalexpress, der immer total überfüllt war. Etwas längere Fahrzeit inbegriffen. Nun fährt die S7 die von mir benötigte Strecke wieder vollständig, allerdings nicht im regulären Takt, also muss ich weiterhin etwas längere Fahrzeit und etwas vollere Züge hinnehmen, aber ok, es ist nicht so schlimm wie noch zur Zeit, als ich umsteigen musste. Als ich übrigens nach Berlin kam, fuhr die S-Bahn gerade regulär. Was ich sagen will: ich durfte gerade das S-Bahn Chaos mitmachen, auch wenn er für mich nun nicht unerträglich schlimm ist/war.

Was nur Sache ist: Im Dezember bin ich nicht in Berlin. Gut, ich werd am 24ten Dezember wohl nochmal nach Berlin fahren oder fliegen, aber in der kurzen Zeit keine Monatskarte kaufen. Auch an den Adventswochenenden werde ich jedenfalls nicht in Berlin sein, um dieses weniger besondere Entschädigungsangebot nutzen zu können, wenn wollen würde.

Worum es mir geht: Jeder, der im Dezember in Berlin ist, kann eine Entschädigung kassieren, bis hin zu einem Monat Freifahrt, wenn man ein Abo abschließt, selbst wenn man ursprünglich gar nicht betroffen war. Toll für neu Hinziehende, jetzt auch die Studenten, die erst in einer Woche beginnen. Diejenigen, die aber tatsächlich betroffen waren, aber im Dezember andernorts sind – wie zB meine Person -, die müssen zugucken und gehen leer aus. Aber irgendwie muss ja ein Ausgleich geschaffen werden: Die Nichtbetroffenen genießen das, was einige Betroffene nicht genießen können.

Wäre es nicht einfacher gewesen, auf diese Freimonat- und Verlängerungsregelung im Dezember zu verzichten und einfach jeden, der nachweislich im Chaos-Monat betroffen war, auf Antrag 10 oder 20 Euro (bzw. ein passenden Betrag) als Entschädigung zu überweisen?

Aber ich denke mir einfach mal, warum diese Freimonat- und Verlängerungsregelung im Dezember vorgezogen wird: Kundenwerbung. Nur wer Geld lässt, der bekommt was. Menschen wie ich, die im Dezember wohl kein Geld lassen werden/können, bekommen auch nix, egal wie betroffen. Entschädigungspakete? Nein, Kundenwerbung. Für ein Privatunternehmen, das die Bahn ja gerne werden will, ist solch Kundenwerbung auch besser als echte Entschädigung *hust*. Und alle Dezember-Kunden freuen sich, wie lieb die S-Bahn doch nach diesem Missgeschick ist…

1 Responses to Kundenwerbung statt Entschädigung

  1. Jonny sagt:

    Geiler Blog, nun werde ich noch öfters vorbei sehen.

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